Beschreibung
Das klassische Verständnis einer Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Kita und Familie muss heute verstärkt unter besonderer Berücksichtigung vielfältiger Lebenslagen in den Blick genommen werden. Familienmodelle und -kulturen haben sich, vor allem durch Migration und soziale Benachteiligung, aber auch durch viele weitere Faktoren verändert. In einem neuen Buch des nifbe in der Herder-Reihe „Im Dialog“ wird gezeigt, wie eine gute Zusammenarbeit zwischen KiTa und Familie gelingen kann und welche Widersprüche und Dilemmata dabei zu berücksichtigen sind.
Nur wenn Eltern und pädagogische Fachkräfte in den KiTas an einem Strang ziehen, können die Kinder sich optimal entwickeln und schon in den ersten Jahren entscheidende Grundlagen für ihre gesamte Bildungs- und Berufsbiographie legen. Die Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte mit den Eltern erscheint umso wichtiger, als die Kinder auf ihr Alter bezogen immer früher in die KiTa kommen und auf den Tag bezogen dort immer länger verweilen. In einer solchen „institutionalisierten“ Kindheit übernimmt die KiTa einen zunehmend wichtigen Beitrag zur gesamten Sozialisation der Kinder. Entsprechend wird die Zusammenarbeit mit den Eltern sowohl auf der gesetzlichen Ebene wie auch im gesamten Fachdiskurs in ihrer Bedeutung unterstrichen und gefordert. Die Rede ist hier auch von einer gemeinsamen Verantwortung von Eltern und Fachkräften für die Bildung und Erziehung der Kinder.
Doch wie kann die Zusammenarbeit mit den Eltern in der KiTa unter den Vorzeichen einer zunehmenden individuellen, sozialen und kulturellen Vielfalt der Familien sowie unter oftmals unzureichenden Rahmenbedingungen tatsächlich gelingen? Wie stellen sich Fachkräfte einerseits und Eltern andererseits eine gelungene Zusammenarbeit vor und welche Rolle spielen dabei eigentlich die Kinder selber? Ist die postulierte „Bildungs- und Erziehungspartnerschaft“ mit ihrem Anspruch eines Dialogs auf Augenhöhe tatsächlich realistisch? Und: Was sind letztlich die zentralen Grundlagen einer gelingenden Kommunikation mit Familien in ihren jeweils ganz unterschiedlichen Lebenslagen?
Diese Fragen werden im vorliegenden Buch vor dem Hintergrund der gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowohl aus wissenschaftlicher wie auch aus der Praxis-Perspektive näher beleuchtet. Dabei zeigen sich einerseits durchaus Widersprüche, Dilemmata und Hürden. Andererseits kristallisieren sich als zentrale Gelingensbedingungen der Zusammenarbeit mit Eltern aber auch ganz basale Haltungen und Kompetenzen wie Offenheit, Wertschätzung, Perspektivwechsel und (Selbst-)Reflexion heraus. Es gilt, sich jeweils neu einzulassen, zuzuhören und mit den Familien einen gemeinsamen Weg der Zusammenarbeit zu suchen. Das braucht Kreativität und Zeit. Zeit, die in vielen KiTas aufgrund der Personalschlüssel und der aktuellen Personalnot oftmals nicht vorhanden ist. Daher ist an dieser Stelle auch die Politik gefragt, für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen. Aber schon jetzt gilt es, sich mit den Eltern auf den gemeinsamen Weg zu machen!
Zusammenarbeit mit vielfältigen Familien. Hrsg. vom nifbe und mit Beiträgen u.a. von Peter Cloos, Bernhard Kalicki, Bettina Lamm und Birgit Leyendecker. Herder, 208 Seiten.